SPOTLIGHT: Augsburg

Erst Augustiner-Chorherrenstift, dann Schwesternerholungsheim, dann Mutterhaus, dann Alterssitz der Schwestern - und heute? Dießen am Ammersee hat eine wechselvolle Geschichte und ist eng mit der Geschichte der Augsburger Vinzentinerinnen verknüpft.

Dießen am Ammersee. Altes Augustiner Chorherrenstift. Nach der Säkularisation u.a. Gastwirtschaft und Brauerei. Seit 1917 im Besitz der Barmherzigen Schwestern Augsburg. Zunächst Erholungshaus für Schwestern, die sich in den Lazaretten des Ersten Weltkrieges mit TBC infiziert hatten und Ort der Ausbildung. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs dann war das Augsburger Mutterhaus nach Dießen ausgelagert. Bis in die 1960er Jahre hinein der Ort, an dem unsere Schwestern eingetreten sind, ihr Noviziat verbracht haben und ihre Erste Profess abgelegt haben. Danach für Jahrzehnte der Altersruhesitz unserer Schwestern. 2014 verließen wir Schwestern das sanierungsbedürftige Gebäude. Was tun damit? Ein so schöner Ort, würde der sich nicht dafür eignen, dass Menschen seelisch auftanken können, sich erholen können – so wie unsere Schwestern dies über viele Jahre konnten?

Tatsächlich: mit der Artemed Klinik-Gruppe fanden wir einen Partner, der unser wunderschönes, aber in die Jahre gekommenes Kloster in Dießen am Ammersee wie von Zauberhand in eine Psychosomatische Klinik verwandelt hat. Die Therapeut*innen, die die Klinik einmal besucht haben, sind sich alle einig: es ist die wahrscheinlich schönste Psychosomatik in ganz Deutschland geworden. Ohne Übertreibung.

Der Hl. Vinzenz von diesem Bild steht bis heute im Garten des ehemaligen Klosters in Dießen. Begegnet den Menschen in Freundlichkeit und Klarheit und Güte.

Sr. M. Veronika arbeitet direkt in der Psychosomatischen Klinik Kloster Dießen im Bereich Pflege und Cotherapie,, Sr. Johanna arbeitet als Psychotherapeutin in der Psychiatrischen Klinik in Kaufbeuren. Wie sehen wir unseren Dienst? Wie versuchen wir unsere Arbeit im vinzentinischen Geist zu tun?

Sr. Johanna: Menschen begleiten, die gefangen sind in alten Traumata, in Abhängigkeiten, einengenden Weltbildern und Überzeugungen. Menschen, die in Krisen feststecken, nicht mehr weiter wissen. Menschen einen sicheren Ort bieten, an dem neues Wachstum gedeihen kann. Freundlich und beständig und mit der Zusage: egal in welchen Schwierigkeiten Du steckst, Du bist gewollt und geliebt – bedingungslos. Wenn ich in meiner therapeutischen Arbeit ein kleines Stück davon verwirklichen kann, freue ich mich über neues Leben, neue Wege, neue Freude mit meinen Patient*innen. Manchmal denke ich: Vinzenz hat Louise mit einer immer wiederkehrenden Depression auf neue Wege begleitet: geduldig, mit Langmut und Freundlichkeit. Ihr zugesagt: Du bist wertvoll. Genauso wie Du bist.

Sr. M. Veronika: Für mich ist es kostbar, mit Menschen, die in die Psychosomatische Klinik kommen, ein Stück Weg gehen zu dürfen. Das entscheidende „Werkzeug“ ist die Begegnung von Mensch zu Mensch, das Mitgehen durch das Auf und Ab des therapeutischen Prozesses. Nicht selten öffnen sich dabei auch die existentiellen Fragen des Menschseins: Was ist Schuld? Was ist Liebe? Wer bin ich? Wo ist Sinn? Und immer wieder auch: Was ist Glaube? Ist da Gott?

In all dem mit meinem eigenen Tasten und Fragen, mit meinen Hoffnungen, meiner Zuversicht und Glaubensgewissheit da sein und mich zur Verfügung stellen zu dürfen nimmt mich in meiner Berufung zur Barmherzigen Schwester ganzheitlich in Anspruch, lässt mich spüren, dass ich an dem Platz bin, an den Gott mich sehen will. Und ich darf dankbar miterleben: die Patient*innen entdecken im Lauf ihres Aufenthalts mehr und mehr von der Qualität, die Jesus meint, wenn er vom Leben in Fülle spricht. Das ist im wahrsten Sinn des Wortes wunder-bar und staunenswert.

 

www.barmherzigeschwestern.de

 

 

 

 

 

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