2007 hat die Münchner Kongregation ihr neues Mutterhaus bezogen.
Eine Besonderheit sind die ordenseigenen Adelholzener Alpenquellen. Mit den Gewinnen dieses Wirtschaftsbetriebs finanziert die Gemeinschaft ihre zahlreichen sozialen Projekte.

SPOTLIGHT: München

Im September 2022 startet hier eine neue Rubrik. Unter "Spotlight" werden wir einen Monat lang eine der Gemeinschaften der Föderation genauer vorstellen. Den Anfang machen die Schwestern in München.

König Ludwig I. von Bayern hatte in Frankreich von den Barmherzigen Schwestern gehört und wünschte, den Orden auch in seinem Königreich anzusiedeln. Am 10. März 1832 entsandte das Straßburger Mutterhaus zwei Schwestern nach München, um hier eine neue Gemeinschaft zu gründen: Schwester Ignatia Jorth sollte Oberin im Allgemeinen Krankenhaus in Nähe des Sendlinger Tors werden. Ihre Mitschwester Apollonia Schmitt war als Novizenmeisterin für die 46 jungen Frauen vorgesehen, die dort bereits auf ihre Aufnahme in den Orden warteten.

Zwischen 1837 und 1839 entstand in unmittelbarer Nachbarschaft zum Allgemeinen Krankenhaus das das Mutterhaus der Kongregation. Von dort aus verbreitete sich die Idee der Barmherzigen Schwestern wie ein Lauffeuer. Kaum ein Jahrzehnt später zählte man bereits 16 Niederlassungen allein in Bayern. Vom Mutterhaus München gingen zudem Neugründungen von Ordensgemeinschaften in Innsbruck (1839), Graz (1841) und Salzburg (1844) aus. Krankenhäuser, Altenheime, Schulen und Kindergärten wurden zu bevorzugten Orten des Wirkens. Die Barmherzigen Schwestern widmeten sich aber auch der Hauskrankenpflege und Armenfürsorge. Die karitativen Einrichtungen der Barmherzigen Schwestern und anderer Orden waren in der Zeit der Industriellen Revolution mit zunehmender Verarmung der Landbevölkerung oft die einzige Hilfe für die zahlreichen Hilfsbedürftigen.

Die Barmherzigen Schwestern hatten zu dieser Zeit sehr großen Zulauf. Für viele junge Frauen bedeutete der Eintritt in die Ordensgemeinschaft einen sozialen Aufstieg, denn der von den meisten ausgeübte Beruf der Krankenschwester war in der Gesellschaft hoch angesehen und lange Zeit ohne den Eintritt in einen Orden nicht erreichbar. Ihren Höchststand erreichte die Zahl der Schwestern vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939: Zu diesem Zeitpunkte zählte die Gemeinschaft insgesamt 2847 Profess-Schwestern, Novizinnen und Kandidatinnen in über 150 Niederlassungen.

Nationalsozialismus und Kriegszeit markierten einen tiefen Einschnitt. Viele Niederlassungen mussten aufgegeben werden. Auch der Dienst in den Krankenhäusern wurde für die Schwestern immer schwerer. Viele Barmherzige Schwestern wurden aus den Krankenhäusern entfernt und durch weltliche Schwestern ersetzt. Doch die Entbehrungen des Krieges konnten die Inspiration und die Initiative der Schwestern nicht brechen. So führten sie die lang gepflegte Tradition humanitärer Hilfe auch in der Nachkriegszeit fort. Bis Anfang der 1960er Jahre erlebte die Kongregation einen starken Zulauf junger Frauen, die sich, inspiriert vom tiefen Glauben der Schwestern in schwerer Zeit, der Gemeinschaft anschlossen.

Heute zählt die Kongregation etwa 150 Schwestern, die in rund einem Dutzend Niederlassungen tätig sind oder im Ruhestand leben. Etwa 1700 weltliche Mitarbeiter sind darüber hinaus in den Einrichtungen der Kongregation beschäftigt und unterstützen die Barmherzigen Schwestern in ihrem Dienst.

Das prägendste Ereignis in jüngster Zeit war der Neubau des neuen Mutterhauses im Münchner Stadtteil Berg am Laim. Seit 2007 befindet sich hier der Sitz der Gemeinschaft.

Die Münchner Kongregation trägt heute die Verantwortung für zwei ordenseigene Krankenhäuser in München. Zu ihren Einrichtungen zählen außerdem eine Berufsfachschule für Pflege, fünf Alten- und Pflegeheime sowie zwei landwirtschaftliche Betriebe. Eine Besonderheit ist der ordenseigene Mineralbrunnen, die Adelholzener Alpenquellen GmbH. Mit den Gewinnen dieses Wirtschaftsbetriebs finanziert die Gemeinschaft ihre zahlreichen sozialen Projekte.

 

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