Um sie drehte es sich beim Symposium: Mutter Vinzenz Sultzer (1778-1868)
Die Referentinnen des Symposiums (v. l.): Dr. Susanne Kaup, Schwester M. Veronika Häusler, Hildegard Zellinger-Kratzl und Dr. Ruth Kappel

Symposium zu Ehren von Mutter Vinzenz Sultzer

Die frühere Generaloberin der Barmherzigen Schwestern in Straßburg starb vor 150 Jahren.

Am 26. April 2018 jährte sich zum 150. Mal der Todestag der Straßburger Generaloberin Mutter Vinzenz Sultzer. Ihr zu Ehren fand deshalb am 22. September 2018 im ehemaligen Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern, dem heutigen Krankenhaus St. Barbara in Straßburg, ein Symposium statt. Etwa 120 Barmherzige Schwestern aus elf Kongregationen der Vinzentinischen Föderation – aus Frankreich, Deutschland, Österreich und Indien – sowie weitere geladene Gäste nahmen daran teil.

Am Vormittag wurden in vier Referaten Leben und Wirken von Mutter Vinzenz beleuchtet. Zuerst stellte Hildegard Zellinger-Kratzl (Augsburg) unter dem Titel „Kleines Lebensbild einer großen Frau“ die beeindruckende Biographie von Mutter Vinzenz vor. Geboren am 9. August 1778 in Straßburg als Tochter des Schlossermeisters Johann Michael Sultzer erlebte sie eine behütete Kindheit. Die Wirren der Französischen Revolution bedrängten auch ihre Familie. Sobald sich die politische Situation zur Zeit Napoleons beruhigte und das kirchliche Leben wieder öffentlich gelebt werden konnte, trat die junge Frau im Jahr 1805 bei den Barmherzigen Schwestern in Zabern ein und wirkte einige Jahre als Krankenschwester. Im Jahr 1813 wurde sie zur Generaloberin aller im Elsass lebenden Barmherzigen Schwestern gewählt. Dieses Amt hatte sie 55 Jahre bis zu ihrem Tod am 26. April 1868 inne. Ihre Amtszeit war geprägt von weitblickenden Entscheidungen, wie der Verlegung des Mutterhauses von Zabern nach Straßburg, und einer soliden geistlichen und beruflichen Ausbildung ihrer Schwestern. Mutter Vinzenz Sultzer kleidete ungefähr 1000 Schwestern ein, entsandte sie in über 80 Filialen im Elsass und in Lothringen und unterstützte die Gründung von neuen selbstständigen Kongregationen.

Im zweiten Beitrag ließ Dr. Susanne Kaup (München) Mutter Vinzenz selbst zu Wort kommen. Anhand von Zitaten aus ihrer Korrespondenz wurde das Selbst- und Amtsverständnis der Generaloberin dargelegt, das durch die von ihr verwendeten Begriffe „Mitschwester“, „Geistliche Mutter“ und „Dienerin“ treffend charakterisiert wird.

Im dritten Referat behandelte Dr. Ruth Kappel (Untermarchtal) die Ausbreitung der Straßburger Kongregation in den deutschen Sprachraum und die Gründung der Mutterhäuser in Zams, München, Fulda, Paderborn, Freiburg und Gmünd/Untermarchtal, von denen die meisten ihrerseits wieder neue Mutterhäuser errichteten.

Schließlich schlug Schwester M. Veronika Häusler (Augsburg) mit dem Referat „Bleibendes Erbe – Vinzentinische Werte“ eine Brücke ins Heute und zeigte auf, welche Impulse, Gedanken und Haltungen, die Mutter Vinzenz Sultzer ihren Schwestern ans Herz legte, auch heute noch bzw. heute wieder für ein geistliches Leben bereichernd sein können.

Zwischen den einzelnen Vorträgen ließen Schwester Tabea Meßmer und Schwester Veronika Hinterhofer aus Untermarchtal ihre Querflöten erklingen mit wunderbarer Musik von François Devienne (1759–1803), einem französischen Flötenvirtuosen und Komponisten, der in den 1780er Jahren im Dienst des in Paris residierenden Straßburger Bischofs Louis René Édouard Rohan gestanden hatte.

Ein besonderer Augenblick war es, als den beiden Vorsitzenden der Föderation, den Generaloberinnen Schwester M. Teresa Slaby (Hildesheim) und Schwester Blandine Klein (Straßburg) die ersten Exemplare der Festschrift überreicht wurden, die zu Ehren von Mutter Vinzenz Sultzer verfasst worden ist. Als Zeichen der Verbundenheit mit dem Straßburger Mutterhaus und untereinander beschenkte Schwester Blandine Klein anschließend die anwesenden Generaloberinnen mit einem kleinen, herbstlich bunten Blumengesteck.

Nach diesem, an vielen interessanten und bewegenden Informationen so reichen Vormittag wartete ein herrlich angerichtetes Mittagsbuffet auf die Gäste. Die Zeit des Mittagessens wurde zu vielfältiger persönlicher Begegnung, intensivem Gedankenaustausch und reger Diskussion genutzt.

Den Höhepunkt des festlichen Symposiums bildete eine bewegende Eucharistiefeier, die Schwestern aus Untermarchtal vorbereitet hatten und musikalisch gestalteten. Der Generalvikar des Erzbistums Straßburg stand dem Gottesdienst vor. In seiner Predigt verband er die Auslegung der Seligpreisungen, die er als „Hoffnungsworte“ bezeichnete, mit dem Lebenszeugnis, das der hl. Vinzenz von Paul und Mutter Vinzenz Sultzer gegeben haben.

Der ganze Tag war von freudiger Dankbarkeit geprägt: für die herzliche und gastliche Aufnahme durch die Straßburger Barmherzigen Schwestern, für die Möglichkeit, die Wurzeln der Vinzentinischen Föderation entdecken und dadurch das Gefühl der Zusammengehörigkeit stärken zu dürfen, und für ein Fest der Begegnung, zu dem Mutter Vinzenz Sultzer zusammengeführt hatte.

Dr. Susanne Kaup, München

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