Besser und tugendhafter sein wollen
als andere ist gut,
aber für besser und tugendhafter
gelten wollen, das ist stolz.
Wo ist die Güte und Liebe,
die Sie so sehr bewahren sollten
für Ihre teuren Meister,
die armen Kranken?
Laßt uns Gott lieben,
aber mit der Kraft unserer
Arme und im Schweiße
unseres Angesichts.
Die Gemeinschaften der Barmherzigen Schwestern von Graz, Innsbruck und Zams haben einen sogenannten „Vinzentinischen Lerngang für Führungskräfte“ entwickelt.
Im Rahmen dieses Kurses setzen sich die Teilnehmer:innen zu verschiedenen Themen mit der Haltung und den Texten von Vinzenz und Louise auseinander und erarbeiten, was sie ihnen für heute zu sagen haben. 2022/23 läuft der dritte Durchgang dieser Schulung.
Letzte Woche war es wieder soweit: Die Teilnehmer des Lernganges trafen sich zum dritten Modul – diesmal bei den Barmherzigen Schwestern in Innsbruck. Themenschwerpunkt des Moduls 3 ist jeweils Führen und Leiten bei Vinzenz und Louise - Leiten als Dienen. Sr. Barbara Flad hat heuer dieses Thema gründlich neu erarbeitet und mit den Teilnehmenden durchgearbeitet.
Den Anfang machten Selbstreflexion und Austausch zu Fragen wie: Welche Erfahrungen habe ich bisher mit Führungskräften gemacht? Welches Verhalten habe ich als hilfreich, was als hinderlich erlebt? Welchen Führungsstil bevorzuge ich persönlich bei meinen Vorgesetzen? Was erwarte ich mir von ihnen? Was erwarte ich von mir als Führungskraft? In einer Powerpointpräsentation zum Führungsverhalten bei Vinzenz und Luise stellte sie die beiden als Führungspersönlichkeiten vor, wie sie selbst zu Führungskräften wurden und welche Anforderungen/Erwartungen sie an ihre Führungskräfte stellten. Auf die Fragen: Was zeichnet für mich eine gute vinzentinische Führungskraft aus? Welche Fähigkeiten sollte sie haben? Welche Umgangsformen? Welche Werte vermitteln/vertreten? Welchen Stil leben? kamen z.B. die Ergebnisse, die auf zwei der Bilder zu sehen sind, zustande.
Zum Thema gehört auch, sich mit den zentralen Tugenden bei Vinzenz und Luise: Sanftmut – Wahrhaftigkeit – Eifer – Demut – Klugheit auseinanderzusetzen. Ein wichtiger Punkt war zudem das Vorstellen des Modells des sogenannten „Servant Leadership“ und dessen Parallelen zu Vinzenz und Luise.
In einer Gruppenarbeit sollte abschließend den folgenden Fragen nachgegangen werden: Im Sinne von Vinzenz und Louise sollen besonders die „Armen“ im Fokus unseres Handelns liegen. Armut wurde bereits bei Vinzenz und Louise ganzheitlich verstanden, bezieht sich damit also nicht nur auf die materiell Armen. Wenn wir auf unsere Einrichtungen und unser Tun darin blicken, wo zeigt sich dort „Armut“ in diesem Sinn? Erleben wir unsere Tätigkeit (auch) als Dienst an den „Armen“? Inwiefern (nicht)?Worauf könnten/sollten wir im Sinne des „Dienstes an den Armen“ besonders / mehr achten?
Die Teilnehmenden waren erstaunt, wie aktuell die Führungsprinzipien von Vinzenz und Louise heute noch sind und stellten fest, dass sich wohl die Menschen in den letzten 400 Jahren nicht so stark verändert haben, da die beiden mit denselben Problemen zu kämpfen hatten wie sie heute.