SPOTLIGHT: Zams - Die Not der Zeit

Die Gründung der Barmherzigen Schwestern von Zams fiel in kriegsumtoste Jahre, in bittere Nachkriegszeit. Lesen Sie über den spannenden Weg der Entstehung dieser Gemeinschaft!

1. Die Not der Zeit

Wirtschaftlicher Niedergang, materielle und geistige Not lastete auch auf dem Volk in Tirol. Es war die Zeit nach den napoleonischen Kriegen, der Tiroler Freiheitskämpfe, die Zeit sich überstürzender Wandlungen des politischen, wirtschaftlichen, sozialen und religiösen Lebens.

2. Die Anfänge und ihre Entwicklung

Schon seit dem 14. Jahrhundert gab es in Zams eine Herberge, die für Kranke und Hilflose Schutz und Pflege bot. Nikolaus Schuler, Dekan von Zams, fand dieses Haus verwahrlost vor. So reifte in ihm der Entschluss, ein kleines Spital (1811) zu bauen. Frauen der Gegend waren bereit, die Pflege der Kranken im Haus und Dorf zu übernehmen. Von Anfang an erteilten sie auch Unterricht in der Dorfschule. Die Behörden stellten sich gegen das Projekt.

Bernhard Galura hatte als Pfarrer in Freiburg die vor der Französischen Revolution aus dem Elsaß geflüchteten Barmherzigen Schwestern und mit ihnen Vinzenz von Paul, den großen Mann christlicher Caritas, kennengelernt. Er gab dem Dekan den Rat, sich um Barmherzige Schwestern aus dem Elsaß zu bemühen. Der Dekan durfte auf Nachfrage in Straßburg Katharina Lins zur Ausbildung ins Elsaß schicken.

3. Erste Barmherzige Schwester legt vor 200 Jahren Gelübde ab

Katharina legte am 26. Mai 1823 in Straßburg ihre Gelübde ab und kehrte – im Kleid der Barmherzigen Schwester unter dem Schwesternnamen Josefa Nikolina nach Zams zurückkehrte. Sie hatte gelernt mit Kranken umzugehen, Arzneien zu bereiten, Diät zu kochen. Sie hatte aber unendlich viel mehr gelernt: Sie war eingetreten in die geistig-geistliche Welt des Vinzenz von Paul. In ihr war es zu einer Verbindung der bäuerlich-einfachen, klaren Art des Zammer Mädchens mit der Geistigkeit jenes Mannes gekommen, der seinen Schwestern Worte sagte, wie: „Sieh zu, dass dir der Arme das Brot verzeihe, das du ihm gibst“. In aller Stille baute sie die Gemeinschaft der Pflegerinnen zur Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern von Zams um.

Auch wenn es noch viele Widerstände von Seiten kirchlicher und weltlicher Obrigkeit gab, fand 1826 die offizielle Eröffnung des Institutes statt und gleichzeitig legten zwölf Schwestern ihre Profess ab.

Das Haus war nun Mutterhaus der Schwestern, Krankenhaus, nahm bedürftige Kinder auf und stellte Schwestern für den Unterricht an der Dorfschule.

1836 begannen die Schwestern mit der Ausbildung von Lehrerinnen (erste Lehrerinnenbildungsanstalt in der österreichisch- ungarischen Monarchie).Allerdings waren die Kräfte von Schwester Josefa Nikolina Lins aufgezehrt. Sie starb am 4. August 1836. Andere führten ihrer Aufgaben weiter. Erfolge und Niederlagen wechselten im Leben dieser Frauen. Geblieben ist die Bereitschaft zum Dienen um Jesu Christi willen.

Als ihnen 1870 das Haus abbrannte, bedeutete das wohl einen großen materiellen Verlust, nicht aber den Verlust des Mutes und Gottvertrauens. Mutter Borgias Aloys errichtete ein neues Mutterhaus auf dem Talboden, aus den Brandruinen erwuchs das neue Krankenhaus. Das Mutterhaus wurde Ausbildungsstätte für die jungen Schwestern, aber es wurden neben der Lehrerinnenbildungsanstalt auch weitere Schulen eröffnet.

In den Jahren des Nationalsozialismus wurden alle 12 eigene Schulen aufgehoben. Allein in Tirol wurden 150 Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen entlassen.

Nach dem Krieg wagten auch die Barmherzigen Schwestern von Zams wieder den neuen Anfang.

4. Die Gemeinschaft im Heute

Der Blick auf unsere Anfänge, das Wissen um die starken Wurzeln, aus denen die Gemeinschaft bis heute lebt, bedeuten uns Verpflichtung. Zurzeit führen wir unter dem Namen Katharina Lins Schulen ein Oberstufenrealgymnasium, eine Bildungsanstalt und eine Fachschule für Elementarpädagogik, eine Praxismittelschule und sind dabei eine neue Schultype für Pflegefachassistenz mit Matura einzuführen. Rund hundertdreißig junge Menschen wohnen im angeschlossenen Wohnheim.

Das Krankenhaus St. Vinzenz mit der Gesundheits- und Krankenpflegeschule, sowie einer FH wurde im Jahre 2003 in eine Ges.m.b.H. umgewandelt. Ebenso die Alten- und Pflegeheime, sowie die Behinderteneinrichtungen.

In den vergangenen Jahrzehnten ist die Zahl der Schwestern geringer geworden, die Mitarbeitenden haben sich vervielfacht (1800).

Unser Bestreben geht vor allem dahin, der Besonderheit des Vinzentinischen in unserem Leben nachzuspüren, vor allem aber auch im Sein und Tun unserer Angestellten, die Spuren des vinzentinischen Charismas zu entdecken, ihrer Sehnsucht nach Sinn und Erfüllung des Lebens durch entsprechende Bildungsangebote entgegenzukommen. So wollen wir heute - wie einst Vinzenz von Paul - unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Mehrwert der Barmherzigkeit im sozialen Tun zutrauen und erlebbar machen.

www.mutterhaus-zams.at/de/

 

 

 

 

 

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