SPOTLIGHT: Untermarchtal - Wie die Schwestern nach Untermarchtal kamen

Die Untermarchtaler Vinzentinerinnen wurden in Schwäbisch Gmünd gegründet. Ein kurzer Blick in die Geschichte ...

In der Mitte des 19. Jahrhunderts herrschte in Schwäbisch Gmünd, wie an vielen Orten, große Armut. Die Folge war, dass die Spitäler nicht mehr ausreichend mit Geld ausgestattet werden konnten und die Versorgung der Kranken sich immer mehr verschlechterte. Um diese unhaltbaren Zustände zu beheben, wurde eine „Kommission zur Organisation des Armenwesens“ bestellt, die 1849 ihre Arbeit aufnahm. Vorsitzender war Kaplan Sebastian Zeiler, der Vorschlug, Barmherzige Schwestern in die städtischen Spitäler zu holen, um ihnen die Pflege der Kranken anzuvertrauen.

Zwar hatten Ordensfrauen bis zur Säkularisation zum Alltag in der Stadt gehört, aber Vinzentinerinnen gab es im ganze Königreich Württemberg nicht. So sah sich Zeiler mit dem Problem konfrontiert, in diesem Staat eine neue Ordensgemeinschaft zu etablieren. Hilfreich waren wohl die guten Erfahren in den Nachbarländern Württembergs. Dennoch waren die Widerstände groß. Zeiler musste bei seinen Bemühen immer wieder Rückschläge erleben. Schließlich wandte er sich an das Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern in Straßburg.

Dort bekam er 1851 die Zusage, dass man vier Schwestern mit einer Oberin nach Schwäbisch Gmünd schicken wolle und diese innerhalb von sechs Jahren dort ein eigenes Mutterhaus errichten sollten. Bis dahin sollten Kandidatinnen aus Württemberg in Straßburg die Ordensausbildung absolvieren. Am Abend des 7. August 1852 kamen die Schwestern im Spital in Schwäbisch Gmünd an. Ihre Oberin war Schwester Arcadia Scholl aus Rüdesheim. In der Chronik steht über diesen Tag: „Beim Einzug hatten wir 2 Gulden, 17 Kreuzer und ein leeres Haus. Es gab nur ein vollständiges Bett. Zur ganzen Ausstattung zählte ein Tisch und vier Stühle. Jeder Raum und jedes Zimmer schaute dem Eintretenden leer entgegen. Ein dunkler Holzschuppen ohne Boden sollte als Kapelle dienen. Kann der Anfang ärmer und geringer und zugleich verheißungsvoller und glückbringender sein?“

Die Gemeinschaft wuchs an und es wurden weitere Niederlassungen in Württemberg gegründet. 1858 konnte man schließlich das Haus des Kaufmanns Gerber in der Bocksgasse als zukünftiges Mutterhaus erwerben, gerade rechtzeitig, um von Straßburg unabhängig zu werden.

Es kamen immer mehr Schwestern dazu, so dass in Schwäbisch Gmünd bald nicht mehr genügend Platz für alle war. So kaufte im Oktober 1886 der Rottweiler Kaufmann Franz Josef Linder, Vater von Schwester Margarita Linder, das Schloss der Freiherren von Speth in Untermarchtal. Dieses schenkte er der Gemeinschaft, und der damalige Superior Eisenbarth kaufte gleich ein Hofgut dazu. 1890 reifte dann der Plan, das Mutterhaus nach Untermarchtal zu verlegen. Im September 1891 erfolgte dann die Übersiedlung an die Donau, wo sich bis heute das Mutterhaus der Gemeinschaft befindet.

 

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